Violeta Bulc, EU-Kommissarin für Transport 2014 – 2019: Transport und Verkehr verbinden Wirtschaft und Menschen und sichern Frieden. Grenzüberschreitende Konnektivität, effiziente Logistik-Systeme, hohe Kosten der externen Effekte sind die großen Herausforderungen.
„Die Mobilität der Zukunft wird das Leben der jungen Menschen formen“, startet Violeta Bulc, bis 1. Dezember 2019 EU-Kommissarin für Mobilität und Transport, in ihren Vortrag am MCI. Transport bedeute außerdem viel mehr als nur Mobilität und Infrastruktur: „Weil Transport Menschen und Unternehmen verbindet, ermöglicht er Zusammenarbeit und sichert den Frieden, so wie die EU in ihrem Kern ein Friedensprojekt ist.“
Konnektivität, Effizienz, externe Effekte
Drei wesentliche Kräfte treiben laut Violeta Bulc die Entwicklungen im europäischen Transportsektor: Es fehlt an grenzüberschreitender Konnektivität, also an EU-weiten Verkehrssystemen, die den gesamten Wirtschaftsraum ausreichend miteinander verbinden. Eine Konsequenz daraus ist beispielsweise die Überlastung der Brenner-Route. Ein weiteres Thema ist die Effizienz der Verkehrssysteme. Gemeint sind vor allem logistische Aspekte: So fehlte beispielsweise bislang ein standardisiertes e-Dokument für Gütertransporte, das in allen EU-Ländern gleichermaßen Gültigkeit hat, oder ein europaweites Ticketing-System für den Personentransport. Der dritte Punkt sind die sogenannten externen Effekte, also die negativen Auswirkungen von Verkehr und Transport. Hierzu zählen allem voran der Klimawandel, aber auch Verkehrssicherheit sowie die Überlastung der Verkehrssysteme. Violeta Bulc bringt interessante Fakten mit: So haben die Folgekosten der externen Effekte mittlerweile die Höhe von 1 Billion Euro erreicht. Dies entspricht in etwa 7 % des Bruttoinlandsproduktes der EU. Eine weitere Zahl: Auf Europas Straßen werden jährlich 25.000 Menschen getötet. Dies entspricht 125 Flugzeugabstürzen.
„Transport und Verkehr waren für Gesellschaft und Wirtschaft von derart hohem Nutzen, dass man die negativen Auswirkungen lange Zeit einfach ignoriert hat“, erklärt Violeta Bulc das Dilemma. Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, die einen Großteil der Luftverschmutzung verursachen, gelten nach wie vor als Aushängeschilder der europäischen Industrie, und fast die Hälfte der europäischen Wirtschaftsleistung hängen in hohem Ausmaß von Transportleistungen ab. Kein Wunder also, dass die Diskussion über Wege aus der Misere hohe emotionale Wellen schlägt.
Clean Energy und Digitalisierung
Lösungskonzepte bestehen auf allen Ebenen und beziehen sich beispielsweise auf Dekarbonisierung – Stichworte sind hier „Clean Energy“ und „Clean Vehicles“, oder Digitalisierung. Zu dieser Kategorie zählen autonomes Fahren, aber auch vollkommen neue Konzepte wie die Versorgung der Menschen aus der Luft (Urban Aviation) oder das Projekt „Smart Villages“, bei dem es um die Vernetzung ländlicher Siedlungsräume geht. Sämtliche Lösungsansätze benötigen als Grundlage Innovationen, also neue Technologien, neue Geschäftsmodelle, aber auch eine neue Art der Politik. Hier nimmt Violeta Bulc die Bürger in die Pflicht: „Wählen Sie Politiker, die bereit für den Wechsel sind, neue Wege der Zusammenarbeit einschlagen, Steuersysteme reformieren … und belohnen Sie sie, indem Sie sie wieder wählen.“
Dass die Realisierung von Lösungskonzepten einen langen Atem benötigt, sieht Violeta Bulc als eine der größten Herausforderungen. 2050 soll die Umstellung Europas auf „Clean Energy“ abgeschlossen sein. Bis dahin sollen viele kleine Maßnahmen greifen, um Bewusstsein zu schaffen, um die Gewohnheiten der Menschen zu ändern, und um Innovationen voranzutreiben.
© MCI
Einladungsflyer ( pdf | 291.12K )
Unsere Studierenden teilen gerne ihre Erfahrungen mit Ihnen und erzählen von ihren Lehrveranstaltungen, Projekten und dem Studentenleben in der pulsierenden Alpenmetropole Innsbruck.
Finden Sie das Studium, das zu Ihnen passt.