Energiepolitische Herausforderungen.

Date 09.03.2020

Im Rahmen der Vortragsreihe von MCI Alumni & Friends freute sich die Unternehmerische Hochschule® auf den Besuch von Sektionschef Dr. Michael Losch, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie in Wien.

SC Michael Losch bei seinem interessanten Vortrag über energiepolitische Herausforderungen am MCI.

SC Michael Losch © MCI

Über Herausforderungen der Energiepolitik in Europa und Auswirkungen auf die Situation in Österreich und Tirol sprach kürzlich am Technik-Standort des MCI in Innsbruck Michael Losch, Sektionschef für Energie im österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Ausgehend vom energiepolitischen Zieldreieck, das sich durch die Eckpunkte Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit bzw. Leistbarkeit sowie ökologische Nachhaltigkeit definiert, schilderte er, wie Klimaneutralität hergestellt werden kann. Generell sieht er in Photovoltaik und Wasserstoff die größten Potenziale für die klimaneutrale Energieversorgung der Zukunft.

Der Weg zur Klimaneutralität führe grundsätzlich über die Reduktion von CO2-Ausstoß und die Verbesserung der Energieeffizienz hin zum Ausbau erneuerbarer Energien. Österreich sei diesbezüglich hervorragend aufgestellt. Zum einen würde in Kürze – mit Auslaufen der Heizsaison – das letzte österreichische Kohlekraftwerk in Dürnrohr/Niederösterreich abgeschaltet werden. Zum anderen weise Österreich einen hohen Versorgungsgrad hinsichtlich erneuerbarer Energien auf. Hier ist momentan vor allem die Wasserkraft zu nennen. Wesentliche Impulse kommen aber auch von der Energiegewinnung aus Biomasse wie Hackschnitzel oder organischen Abfällen. Große Entwicklungspotenziale sieht Michael Losch in Photovoltaik, auch in Österreich.

Prominente Beispiele hierfür gibt es in der Sahara: Dort wurden mit österreichischer Unterstützung Solarkraftwerke mit enormen Kapazitäten gebaut (Desertec). „Wir haben in Österreich genauso viele Sonnenstunden wie in der Wüste. Dazu kommt der geringere Kühlaufwand. Photovoltaik funktioniert bei uns genauso“, ist er überzeugt. Darüber hinaus gelte es, zunehmend „grünes“ Gas, also durch Elektrolyse produzierten Wasserstoff, in die Leitungen einzuspeisen, um nach und nach „schwarzes“ Gas, also Erdgas und Flüssigerdgas, zu ersetzen.

Generell rät er, Energieversorgung systemisch und mit einer größeren Perspektive zu sehen. So könne es durchaus Sinn machen, Industrien, die gemeinhin als große Emittenten gelten, im Land bzw. in Europa zu halten, weil hier die strengeren Umweltstandards gelten. Global gesehen wäre dies günstiger für die Energiebilanz. Ein anderes Beispiel ist der Zukauf von Erdgas, um Schwankungen im Energiebedarf auszugleichen: „Es macht einen Unterschied, woher das Gas kommt, wie es transportiert wird und ob es auf dem Transportweg zu Energieverlusten kommt.“

Auch im Kleinen könne man Energieversorgung und Energieeffizienz kreativ und intelligent lösen. So könnten beispielsweise mehrere Wohnhäuser bzw. Privathaushalte eine Energiegemeinschaft bilden und miteinander eine Photovoltaikanlage errichten. Die Verteilung der Energie könnte über die Nutzung der öffentlichen Netze bewerkstelligt werden. Noch einen Tipp für Österreich hat Michael Losch parat: Je mehr durch die Klimaerwärmung die heimischen Gletscher abschmelzen, desto größer sei die Gefahr für die Kontinuität des Wasserkreislaufs. „Es lohnt sich also, ein intelligentes System des Wassermanagements zu entwickeln und diese einmalige Ressource nachhaltig zu nutzen.“

Der gebürtige Absamer Michael Losch absolvierte in Innsbruck das Gymnasium Sillgasse, bevor er zum Studium der Handelswissenschaften nach Wien ging. Seine Dissertation schrieb er über wettbewerbsorientierte Regulierung der E-Wirtschaft. Von 1997 bis 2004 folgten Jahre in der EU-Kommission in Brüssel, davon 1999 bis 2004 im Kabinett von EU-Kommissar Franz Fischler. Seit 2004 ist Michael Losch Sektionschef in verschiedenen Ministerien, seit Jänner 2020 Sektionschef für Energie im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation & Technologie.

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