Die Zukunft der Automobilindustrie.

Herbert Demel, ehemaliger Vorstandsvorsitzender einer ganzen Reihe von namhaften Automobilkonzernen von Audi und VW über Magna bis zu FIAT, stand gestern Abend auf Einladung des MCI Studierenden des MCI und Leser/innen der Tiroler Tageszeitung in einem Livetalk für Fragen zur Verfügung. Das Themenspektrum reichte von seinem Werdegang und seinen persönlichen Erfahrungen über die Zukunft der Automobilbranche bis hin zu strategischen Überlegungen.

Das Führen eines großen Konzerns vergleicht er mit dem Steuern eines Ozeandampfers, der nur langsam Fahrt aufnehmen oder die Richtung wechseln könne. Dagegen helfe eine dezentrale Unternehmensorganisation mit kleinen Einheiten mit hoher Entscheidungskompetenz. Ein Automobilkonzern definiere sich heute vor allem über die Marke. Strategisch wichtige Themen seien darüber hinaus Software- und Integrationskompetenz und die Fähigkeit, Kooperationen einzugehen.

Ein modernes Auto enthalte mehr Software als das anspruchsvollste militärische Fluggerät, jedoch sei man von echtem autonomen Fahren noch weit entfernt. Ähnlich ist seine Einschätzung hinsichtlich des Elektroautos: Die Technologie sei noch viel zu teuer und daher nicht volumentauglich. Ein schneller Umstieg sei nur mit staatlichen Förderungen möglich. Neuzulassungen elektrifizierter Autos werde wohl erst im Jahr 2040 die 50 %-Marke erreichen.

Innovation und Zukunftsthemen
Kurzfristig geht es in der Automobilbranche wie überall sonst darum, einigermaßen durch die aktuelle Krise zu kommen. Mittelfristig ist jedoch der wesentlichste Punkt, die Klimakrise zu verhindern. Konkrete Zukunftsthemen, mit denen sich die Automobilindustrie auseinandersetzen muss, sind autonomes Fahren bzw. Digitalisierung, sowie das Thema der Kooperationsfähigkeit.

Obwohl moderne Autos heute mehr Software enthalten als das anspruchsvollste militärische Fluggerät, sind wir von echtem autonomen Fahren noch weit entfernt, man kann allenfalls von automatisiertem Fahren sprechen. Die gesamte Software sauber zu konzipieren und die zahlreichen Elemente zu koordinieren, ist aktuell die wahre Herausforderung der Automobilindustrie. Der nächste Punkt in diesem Zusammenhang ist es dann, Kostenvorteile zu finden, damit die Fahrzeuge leistbar sind.

Eine entscheidende Rolle wird in Zukunft auch die Kooperationsfähigkeit spielen. Dem steht jedoch oft noch eine traditionelle Unternehmensphilosophie entgegen, die niemanden in seine Nähe kommen lassen will. „Viele Unternehmen sind für Kooperationen zu selbstbewusst, wie Gorillas, wenn jemand in die Nähe kommt, wird er gebissen.“ Jedoch nur wer seine Truppen dazu erziehe, kooperationsfähig zu sein und die richtigen Partner an Bord zu holen, werde in Zukunft erfolgreich sein.

MCI LIVETALK: https://youtu.be/Q1-SfZ8EzWY