MCI Livetalk mit Ksenia Yudaeva, stellv. Präsidentin der Bank of Russia
Sorgfalt, Interesse und Passion – das sind wohl die Schlüsselelemente für eine erfolgreiche Frau in einer der höchsten Positionen des Russischen Finanzsektors. Ksenia Yudaeva hat mit einem mehr als beeindruckenden Lebenslauf nun die für sich perfekte Position erreicht. Ihr Weg zur seit 2013 agierenden und 2018 wiederernannten stellvertretenden Präsidentin der Bank of Russia, führte die studierte Ökonomin nach ihrem Doktorat am Massachusetts Institute of Technology über beachtliche wissenschaftliche Positionen in der Wirtschafts- und Finanzforschung mehrerer renommierter Forschungszentren in Moskau, hin zur Beraterin des Präsidenten als leitende Volkswirtin und Direktorin des Sberbank-Zentrums für makroökonomische Forschung und schließlich weiter zur Leiterin der Expertendirektion der Präsidialverwaltung.
Wie sie diese eindrucksvolle Karriere, begleitet von zahlreichen Auszeichnungen, verwirklichen konnte, betrachtet sie recht nüchtern. Geboren 1970 in Moskau konnte sie die Gelegenheiten, die sich ihr aus einer wie sie sagt privilegierten Ausgangsposition in Zeiten des Umbruchs boten, nutzen und in der Rückschau überrascht sie ihre Entwicklung beinahe selbst. Selbstverständlich sei eine solche Karriere keineswegs, ein gewisses Glück spiele dabei auch eine Rolle.
In Ksenia Yudaevas Verantwortungsbereich ist finanzielle Stabilität oberstes Ziel, das sie mittels Analysen und Empfehlungen für Direktiven verfolgt. Die Besonderheit der Russischen Zentralbank kommt dabei neben der Regulierung des Finanzsektors auch jener der einzelnen Finanzinstitutionen und –märkte zu. Dass so alle Regulierungsinstrumente in einer Institution vereint sind, macht es ihrer Meinung nach viel einfacher eine bestimmte Politik umzusetzen. Hilfreich seien dabei auch weltweite Netzwerke für den ständigen Austausch an Erfahrungen.
Den derzeitigen Zustand der Weltwirtschaft beurteilt Ksenia Yuadevas aus ihrer professionellen Perspektive als „nicht gut“. Speziell die COVID-19 Pandemie und weltweite Lockdowns haben der Wirtschaft einen Dämpfer verpasst und zu einem Kollaps des globalen Finanzmarkts geführt. Aber neben einer Erholung und Stabilisierung der Wirtschaft merkt sie auch Folgendes an: „Das Hauptproblem ist nicht wirtschaftlicher Natur! Wir verstehen, wie die Wirtschaft reagieren wird, aber es gibt kein vollständiges Verständnis der wirtschaftlichen Risiken einer Pandemie“. Diese Risiken gilt es mit großer Sorgfalt und politisch unabhängig zu bewerten und daraus sichere Direktiven abzuleiten. Jedenfalls bedarf es strengerer Regulierungen, um Inflationseffekte zu minimieren.
Die Pandemie ist in Ksenia Yudaevas Augen aber auch ein Ventil für die weltweite Digitalisierung, was ein enormer Vorteil für den schnellen internationalen Austausch und damit sehr positiv sei. Äußerst kritisch steht sie in diesem Zusammenhang allerdings Kryptowährungen gegenüber und erklärt diese sogar zum Feind der Russischen Zentralbank. Es ist eines ihrer erklärten Ziele, Institutionen zur Nutzung neuer Technologien anzuregen, aber die Verwendung von Kryptowährungen beherbergt auch für die wirtschaftliche Stabilität viele Risiken. Dennoch gibt es auch hier eine positive Seite: „Die Technologie dahinter kann gut genutzt werden und ist wichtig“.
Eine Bewertung der Politik anderer Zentralbanken will Ksenia Yudaeva nicht abgeben, aber sie haben generell ein klares Mandat, nämlich Stabilisierung und alles dafür zu tun, dieses Ziel auch zu erreichen. Längerfristige Risiken gibt es zur Genüge und es gilt womöglich speziell in anderen Bereichen mehr zu tun, wie durch Strukturreformen und Unterstützungen für höhere Produktivität. Zentral ist dabei aber eines: „Wir müssen sorgfältig über die verschiedenen Konsequenzen unserer Finanzpolitik nachdenken“.
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