MCI Livetalk mit Anja Karliczek, Deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung
Betrachtet man Anja Karliczeks beruflichen und politischen Werdegang, erkennt man darin eine Übereinstimmung mit ihren bildungspolitischen Zielen. Als gelernte Bank- und später Hotelfachfrau, die ein berufsbegleitendes BWL-Studium absolviert und ihre politische Karriere auf Kommunalebene begonnen hat und über die parlamentarische Geschäftsführung hin zur Bundesministerin aufsteigen konnte, hat sie für sich genau das erfüllt, was die modernen Zeiten erfordern: Flexibilität und persönliche Weiterentwicklung.
2013 kam Karliczek in den Deutschen Bundestag. Ein großer Schritt, der relativ schnell viel Verantwortung mit sich brachte. Sie musste nicht lange nachdenken, als sie von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor zwei Jahren das Angebot bekam, die Funktion der Bundesministerin für Bildung und Forschung zu übernehmen. Karliczek, die zuvor Finanzpolitik gemacht hatte, war jedenfalls gewillt sich mit den neuen Strukturen und Verantwortungen der Bildungsthemen auseinanderzusetzen und hat es nicht bereut. Planbar sei eine solche politische Karriere aber, wie sie meint, generell nur sehr schwierig. Was schließlich aus einem Mandat entsteht sei immer davon abhängig wie sehr man bereit sei sich Sachkenntnis anzueignen, die Materie zu durchdringen und sich ausreichend darum zu kümmern.
Karliczeks Ressort Bildung und Forschung können mittlerweile nicht mehr so getrennt betrachtet werden, wie noch vor einigen Jahren. Die immer engere Verzahnung von Theorie und Praxis sei dabei nach ihrer Einschätzung die größte Herausforderung. Mit den immer öfter angebotenen Trainee Programmen der Arbeitgeber und Dualen Studien an den Hochschulen ist sowohl ein Zusammenwachsen von Bildung und Beruf als auch von Bildung und Forschung auszumachen.
Ebendiese Verzahnung ist mit Sicherheit ein Projekt für die kommenden Jahre. Gerade die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz würden eine gesamthafte Betrachtung von beruflicher und akademischer Aus- und Weiterbildung möglich machen. Mittlerweile ist das alte Modell, die Schule zu absolvieren und dann 40 Jahre das Gleiche zu machen, nicht mehr aktuell – „Die Welt ist viel schnelllebiger und man muss bereit sein, neue Herausforderungen anzunehmen“. Es sei wichtig mit diesen digitalen Methoden bereits bei Kindern im Grundschulalter deren Stärken und Interessen herauszustellen, um sie in der Schule gezielter unterstützen zu können und sie mit einem Spektrum an Fähigkeiten auszustatten, das sie dann auch künftig begleitet. Trotz dieser Segregation nach Talent und Interesse findet Anja Karliczek dennoch, dass das Humboldt’sche Bildungsideal hochgehalten werden muss, was sich keinesfalls widerspreche: „Wir brauchen den umfassend gebildeten Menschen mehr denn je“. Dazu gehöre auch, dass die immer noch vorherrschende Auffassung von Arbeit und Bildung als Pflicht eine positivere Konnotation erhalte – „es sollte eine Freude sein“. Dabei sei es essentiell Motivation für eine Weiterqualifikation schaffen und weiterhin Leistungsschwache fördern und Leistungsstarke fordern.
Die Bereitschaft diese digitalen Möglichkeiten anzunehmen war bisher zunächst wenig ausgeprägt, aber die Corona-Krise hat etwas verändert. Bei all den negativen Aspekten kam auch viel Bewegung in die Digitalisierungsbestrebungen im Bildungs- und Forschungsbereich. Letztendlich müssen die notwendigen Infrastrukturen geschaffen werden, wobei folgendes beachtet werden muss: „Digitales kann bessere Förderung bringen aber niemals den persönlichen Austausch ersetzen“. Besonderes Potential sieht Karliczek darin, Kreativität und Empathie der Menschen stärker zu nutzen und so das Bildungsniveau der gesamten Gesellschaft zu heben.
Auch für den Forschungsbereich hat Anja Karliczek klare Ziele und definiert drei wesentliche Entwicklungen: einerseits müsse die Künstliche Intelligenz in der Wirtschaft intensiver genutzt werden, andererseits sei es unumgänglich eine Energiewende einzuleiten um mit passenden Energiespeichern bezahlbar und nachhaltig zu werden. Schließlich muss der Stand der Technik an die kommenden Jahrzehnte angepasst werden – Stichwort Quantentechnologien. Somit ist nicht nur auf gesellschaftlicher Ebene, sondern auch für die Forschung eine intensive Vorbereitung auf die Zukunft notwendig.
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