Europa in der Welt.

Date 19.04.2016
Romano Prodi, italienischer Ministerpräsident a. D., Präsident der Europäischen Kommission a.D.

Gemeinsam mit der Industriellenvereinigung Tirol (IV) und dem Consularischen Corps Tirol durfte die Unternehmerische Hochschule® Romano Prodi in ihren Räumen begrüßen. Romano Prodi, der breiten Öffentlichkeit vor allem als Politiker bekannt, ist promovierter Jurist und Ökonom und kann auf eine lange wissenschaftliche Karriere verweisen. Vor zahlreichen Studierenden, Absolventen/-innen, Mitarbeiter/-innen und Freunden von MCI und Industriellenvereinigung Tirol gab er eine profunde Analyse der aktuellen Krisen Europas.

Nach einer faszinierenden, weltweit einzigartigen Entwicklung der Europäischen Union habe diese mittlerweile ihr „Momentum“ verloren. Nach wie vor kann die Wirtschaftsleistung der EU mit jener der USA oder Chinas mithalten, Europa führt Industrieproduktion und Exporte an. Dennoch verliert die EU ihr Image in der Welt. Die fortwährende Erweiterung auf heute 28 Mitgliedsstaaten hat nicht nur die EU, sondern auch ihre Mitglieder verändert. Die Erweiterungsphase führte in eine Phase der Furcht – Angst vor der Globalisierung, vor Einwanderung, vor einer Wirtschaftskrise. Die politische Krise hat alle Länder erfasst. Politiker aller Ebenen würden nur bis zur jeweils nächsten Wahl denken, neue politische Gruppierungen lösen die traditionellen Parteien ab. Auch das Kräfteverhältnis innerhalb der EU habe sich dramatisch geändert. Die traditionelle Balance zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien ist durch innenpolitische Krisen in Frankreich und die fortwährenden Austrittsdiskussionen in Großbritannien empfindlich gestört. Auch sei die Globalisierung derzeit eine zu große Herausforderung für Europa, in dem jedes Land auf sich allein gestellt sei. So gehe Schritt für Schritt der Zusammenhalt innerhalb der EU verloren.

Um Abhilfe zu schaffen, solle laut Prodi die politische Kraft der EU gestärkt werden. Nur durch engere Zusammenarbeit könne man die Aufgaben bewältigen. Prodi verweist auf die drei Säulen der EU und fordert in Bezug auf die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik unter anderem auch eine europäische Armee. Darüber hinaus gehe es darum, Budgets, Wirtschafts- und Steuersysteme zu harmonisieren sowie das Flüchtlingsproblem an seinem Ursprung zu lösen und sich um Frieden in Syrien und Libyen zu bemühen.

Die anschließende angeregte Diskussion wurde von MCI-Rektor Andreas Altmann moderiert.

Invitation_Romano_Prodi_IV2.pdf

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