Schutz in der Welt der Sportprofis.

Date 18.03.2021

Jonas Bär-Hoffmann, General Secretary, FIFPro, Distinguished Guest Online an der Unternehmerischen Hochschule®.

 

MCI Rektor Andreas Altmann im Gespräch mit Jonas Bär-Hoffmann, General Secretary, FIFPro. Foto:MCI
MCI Rektor Andreas Altmann im Gespräch mit Jonas Bär-Hoffmann, General Secretary, FIFPro. Foto:MCI

 

Jonas Baer-Hoffmann ist der Vorsitzende der größten Gewerkschaft für Profisportler und hat bereits viel erreicht. Seit Januar 2020 ist der 32-Jährige Generalsekretär der FIFpro (englisch: International Federation of Professional Footballers), die weltweit mehr als 65.000 Profis in 65 Mitgliedsverbänden vertritt. Sein Weg führte ihn von der deutschen Profi-Basketballer-Gewerkschaft Spin und der Sportlervereinigung EU Athletes zu seiner jetzigen Position wo er sich engagiert für mehr Sicherheit und Würde im Profifußball einsetzt.

Klarerweise ist nicht jeder Profifußballer ein Messi, Ronaldo oder Alaba und kann einen luxuriösen Lebensstil pflegen - eher das Gegenteil ist der Fall. Baer-Hoffmann geht es vor allem darum, den Fußball aus Arbeitssicht zu demokratisieren und Geringverdiener zu unterstützen, die mit hohem Verletzungsrisiko arbeiten und sich von einem Kurzzeitvertrag zum nächsten hangeln müssen. Aber die Lobbyarbeit der FIFPro ist mehr: Die Themen reichen von klassischen Verträgen bis hin zu Gesundheit und Sicherheit, Wettbewerb, Spielkalendern, Ruhezeiten und Belästigung. Er betont dabei die enorme Bedeutsamkeit der kollektiven Macht, dieser Sportler. Da es sich beim Sport um ein Produkt handelt, ist die wichtigste Komponente die Athleten selbst, und das gibt ihnen, wenn sie zusammenhalten, eine gute Position, um bessere Bedingungen auszuhandeln.

Da Fußballspieler als Team trainieren, können sie sich leichter kollektiv organisieren als Profis in anderen Disziplinen. Eine einfache Vertretung gibt den Spielern zwar eine Stimme, aber keinen Einfluss. Laut Jonas Baer-Hoffmann ist es daher eine Plattform wesentlich. Es ist aber auch entscheidend, wirtschaftlich selbstständige und populäre Spieler anders zu behandeln als Sportler auf niedrigem Niveau, für die es oft keine Stabilität oder Schutz gibt. Eine unabhängige Finanzierung könnte hier ein Schritt in die richtige Richtung sein. In wirtschaftlich stärkeren Märkten sind die Bedingungen für Fußballspieler besser, aber oft stimmt diese Korrelation nicht und die besten Märkte bieten eben nicht immer die besten Bedingungen. Deshalb ist Transparenz so wichtig. Agenten erfüllen seiner Ansicht nach eine legitime Rolle, denn alle Verhandlungen selbst zu führen, wäre für Fußballspieler sehr schwierig. Dennoch gibt es unter den Agenten viele schwarze Schafe, die im eigenen Interesse und nicht im Interesse ihrer Klienten arbeiten, und genau hier setzt die FIFPro an und unterstützt sie.

Allem anderen voran haben die Medien einen massiven Einfluss und eine enorme Auswirkung darauf, wie die Menschen den Fußballsport wahrnehmen. Ein gutes Beispiel ist für Baer-Hoffmann der Frauenfußball: Die Art und Weise, wie über ihn berichtet wird, macht ihn klein. Deshalb ist es wesentlich, die Vorgehensweisen der öffentlich-rechtlichen Sender bei ihrer Entscheidung was sie auf die Bildschirme bringen zu ändern. Wenn man dort gegen Ungerechtigkeit vorgeht, hat das auch Auswirkungen auf die Gesellschaft. Positiv zu erwähnen sind aber unbedingt auch investigative Vorstöße der Medien, die bereits stark bei der Aufdeckung von Missständen und Skandalen geholfen haben.

Jonas Baer-Hoffmann ist überzeugt, dass die Förderung eines gesellschaftlichen Dialogs im Sport viel dazu beitragen könnte, den Profifußball und damit auch die Situation der Profispieler zu entmystifizieren. Spezifische Bildungsprogramme für Sportler mit maßgeschneiderten Stundenplänen könnten ihnen berufliche und finanzielle Sicherheit geben. Die Wissenschaft und der Bildungssektor können sie hier auf pragmatische und höchst wirkungsvolle Weise unterstützen. Das wird die Entscheidungsträger im Sport und in den Regierungen letztendlich auch zu Verbesserungen zwingen und die FIFPro wird wieder einen Schritt näher an fairen Verträgen und Löhnen in der Arbeitswelt der Profisportler sein.

 

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Mag. Bettina Stichauner | Leiterin Alumni Center Alumni & Friends
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