Klima- und Energiekrise als Chance? Erfolgsfaktoren für die Zukunft.

Date 04.10.2022

Im Rahmen der Vortragsreihe von MCI Alumni & Friends freute sich die Unternehmerische Hochschule® auf den Besuch von Martin Hagleitner, CEO der Austria Email AG & Konzerngeschäftsführer Groupe Atlantic DACH Region.

© MCI

 

Martin Hagleitner, CEO der Austria Email AG & Konzerngeschäftsführer Groupe Atlantic DACH Region erklärt, warum es nun schnell gehen muss.

Seit 2010 ist Martin Hagleitner Geschäftsführer der Austria Email - als österreichisches Unternehmen einer der führenden europäischen Hersteller von hochwertigen Warmwasserbereitern und einziger Speicherhersteller mit eigener Entwicklung und Fertigung von zukunftsweisenden Vlies-Isolierungen für Groß- und Pufferspeicher. Und Hagleitner weiß: in multiplen Krisen ist es nicht einfach Chancen zu erkennen.

Quo vadis, Weltwirtschaft?

Es muss sich dringend etwas ändern, das ist klar: die durch den Menschen verursachte Erderwärmung mit Klimawandel ist da und teilweise irreversibel. Längst haben sich Wirtschaft und Finanzwelt bereits mit der Thematik auseinandergesetzt und errechnete Szenarien zeichnen eine katastrophale Zukunft: bis 2050 droht der Wirtschaftskraft durch den Klimawandel demnach ein Verlust von 18%, in einigen Schwellenländern sogar bis zu 40%.

Höchste Zeit also die Bedrohung für Wirtschaft und Kapitalmarkt ernst zu nehmen. Dass Klimapolitik mittlerweile auch Industrie- und Wirtschaftspolitik geworden ist, ist in der Realität vieler Unternehmen bereits angekommen, die sich umso mehr bemühen ESG konform und grün zu sein, ohne dabei in die Greenwashing-Falle zu tappen. „Es wird etwas zum neuen Hype erhoben, das längst selbstverständlich sein sollte“, kritisiert Martin Hagleitner und warnt davor, die rein statistischen Angaben einer vermeintlich leistbaren Erderwärmung um 1,5 - 2°C auf die leichte Schulter zu nehmen. Das sei keine Kleinigkeit, denn „wer erkrankt ist, vor allem in den beiden Pandemiejahren, kennt den Unterschied zwischen 36,5 und 38°C!“

Schleppende Energiewende

Dass die Energie in Österreich derzeit noch immer aus ca. 70% fossilen Energieträgern kommt, zeige klar, wie schnell eine große Transformation wirklich stattfinden müsse. So machen mehrere Gedanken, die dabei einfach nicht zu Ende gedacht worden sind, den großen Satz „Wir brauchen eine Energiewende“ im Prinzip zu einer halbherzigen Sache: für eine dringend benötigte großflächige Umstellung auf Photovoltaik, Solar- und Windenergie fehlt es an Infrastruktur, angepassten Raumordnungen und einheitlichen Standards und Förderungen in den einzelnen Bundesländern.

Und, dass auch Fernwärme nicht so „grün“ ist, weil Energie dafür nun einmal zu 60-70% mit Gas erzeugt wird, muss einem gerade in der momentan unsicheren Situation und der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen klar sein, sprich „das Fernwärmemärchen droht gerade zu platzen!“

Dekarbonisierung als realisierbare Chance

Hagleitner verweist darauf, dass eine schnell voranschreitende Dekarbonisierung ein lt. McKinsey errechnetes Marktpotential von 12.000 Mrd. US-Dollar eröffnen und damit massive Wachstumsmöglichkeiten für etwa Transport, Gebäude, Strom, Wasser und Konsumgüter schaffen könnte. Vor allem für Gebäude, auf deren Kosten in Österreich etwa 40% des Energieverbrauchs und ca. 30% der Emissionen gehen, sieht Martin Hagleitner Potential. Immerhin sind rund 90% der in Gebäuden verbrauchten Energie auf Warmwasser und Raumheizung zurückzuführen. Um die selbstgesteckten Klimaziele angesichts der bisherigen massiven Unterinvestitionen in Europa überhaupt erreichen zu können, müsste die Sanierungsrate, die derzeit bei rund 1% liegt, verdreifacht werden. Ein Umbau von enormem Ausmaß.

Von der Challenge zum Change

Wie könnten nun die Erfolgsfaktoren für die dekarbonisierte Zukunft aussehen? Martin Hagleitner ist überzeugt, dass es jedenfalls ein Mindest-Reset benötigt, und zwar vor allem in der Herangehensweise an die bestehenden Probleme: weg von Symptombekämpfung, hin zur Bekämpfung der Ursachen. Es müssten Alternativen für die Zukunft gesichert werden, damit eine stufenweise Transformation gelingen könne: „Jede Entscheidung, die wir treffen, sollte mehreren Zielen dienen“, und das erfordere ein breiteres Systemdenken und europäische Allianzen.

Mit darauf angepasster Leadership und Kommunikation könnten die wichtigsten Botschaften schließlich auch beim Verbraucher so ankommen, dass sie ein Umdenken bewirken und kleine erste Schritte selbst gesetzt werden können - etwa die Reduktion der Heiztemperatur um 1°C, was gleich 6% Einsparung bringt. „Für wen das ein Komfortverlust ist, der leidet auf sehr hohem Niveau."

 

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