Laufzeit: 2024 - 2027
ProjektleiterIn: FH-Prof. Dr. Harald Schöbel, BSc
ProjektmitarbeiterInnen: Mira Mutschlechner, Bakk. Biol. MSc
Selina Haller, BSc MSc
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Projektbeschreibung:Durch die aktuelle geopolitische Lage und Bewältigung der Klimakrise tritt die Notwendigkeit der dauerhaften Substitution der Erdgasimporte aus Russland und Ausbau erneuerbarer Energieträger verstärkt in den Vordergrund. Wasserstoff (H2) nimmt eine zentrale Rolle bei der Energiewende in den unterschiedlichsten Bereichen ein, jedoch bedarf es für eine wettbewerbsfähige Produktion neben der Technik auch umfassende Analysen der erforderlichen Rahmenbedingungen. Im vorliegenden Projekt soll die Biosynthese von Wasserstoff aus organischer Biomasse mittels dunkler Fermentation forciert werden. Erstmals soll ein in Tirol neu entdecktes Bakterium - Thermoactinomyces mirandus - für die Biosynthese eingesetzt werden. Bekannt ist, dass T. mirandus unter anaeroben, thermophilen Bedingungen aus Laktose H2 generiert, allerdings wurde dieser Prozess nur im Labormaßstab untersucht und nicht hinsichtlich Produktionseffizienz optimiert. Dieser Fragestellung soll nun im Detail nachgegangen werden, indem T. mirandus zunächst im kleinen Maßstab unter variierten Bedingungen (C-Quelle, Temperatur, pH u.a.) kultiviert wird. Die Prozessmodellierung zielt auf die Maximierung bzw. Intensivierung der H2 Ausbeute ab. Parallel sollen bereits gut untersuchte Referenzstämme kultiviert und optimiert werden, um die Syntheseraten mit jenen von T. mirandus direkt vergleichen zu können. Anschließend wird T. mirandus zusammen mit ausgewählten Referenzstämmen als Mischkultur in den Prozess eingebracht und erneut hinsichtlich Produktionseffizienz und Ertrag analysiert. Dies soll die Grundlage schaffen, den Prozess vom Labormaßstab in einem größeren Maßstab zu skalieren. Neben unterschiedlichen Zuckern soll auch die Möglichkeit getestet werden, nachwachsende Rohstoffe (darunter Bio- oder Lebensmittelabfälle) als Ausgangssubstrat für die Biosynthese nutzen zu können, was eine tragende Säule in der Entwicklung von grün produziertem H2 darstellt. Um die Wirtschaftlichkeit des Prozesses noch weiter zu unterstreichen, soll ein zweistufiger Prozess etabliert werden, bei dem durch eine Hintereinanderschaltung von dunkler Fermentation und anaerober Vergärung neben Wasserstoff auch Methan generiert wird, wodurch eine durchwegs positive Netto-Energiebilanz erzielt werden kann. Des Weiteren sollen die der H2-Biosynthese zugrundeliegenden Enzyme genauer analysiert werden, um zukünftig kommerziell erhältliche und hocheffiziente Enzyme zu entwickeln, welche das Potential besitzen, den Weg über die Fermentation einzusparen und kostenoptimiert H2 zu generieren. Zusammenfassend soll die Grundlage geschaffen werden aus lokal verfügbaren, nachwachsenden Rohstoffen klimaneutral H2 zu produzieren, was nicht nur die Energieimportabhängigkeit reduziert, sondern auch die regionale Versorgungssicherheit und umweltgerechte Kreislaufwirtschaft stärkt.