COVID-19 Risikomanagement in der Wintersaison – Zukunftsprognosen

Date 06.11.2020

Endergebnisse präsentiert | Neue Regelungen für sicheren Tourismus erwünscht | Alternativen im Leben mit dem Virus

COVID-19 Risikomanagement Wintersaison liefert Ergebnisse und Zukunftsprognosen. © MCI/Kasper
COVID-19 Risikomanagement Wintersaison liefert Ergebnisse und Zukunftsprognosen. © MCI/Kasper

Aufgrund der derzeitigen epidemiologischen Situation steht der Wintertourismus vor Veränderungen, welche mithilfe des Forschungsprojekts des Centers for Social and Health Innovation (CSHI) am MCI in Innsbruck erfasst werden. Denn fest steht, COVID-19-Sicherheit wird in der Wintersaison 2020/21 ein zentraler Bestandteil aller touristischen Angebote sein und ein Leben mit dem Virus sowie Alternativen für Beherbergungsbetriebe sollten künftig berücksichtigt werden. Die Vorbereitungen dazu werden konsequent vorangetrieben.

Bei der Studie wurden Tourismusregionen, Seilbahnbetriebe, Beherbergungsbetriebe uvm. befragt, um eine einheitliche Vorgangsweise, welche auch gewinnbringend eingesetzt werden kann, zu erfassen und einheitliche Lösungen für Gesundheit und Wirtschaft zu erstellen.
Mehr als 90% der Befragten wünschen sich ein einheitliches Risikomanagement aller Tourismusbereiche. „Wir müssen zu diesem Zeitpunkt umdenken und auch Alternativen für den Wintertourismus finden. So könnten beispielsweise Beherbergungsbetriebe für Home Office Räumlichkeiten verwendet werden“, erklärt Siegfried Walch, Projektleiter am MCI.

Die österreichische Hotellerie und Gastronomieunternehmen haben sich vorbildlich auf die Wintersaison vorbereitet und befürworten mittlerweile die von der Regierung und WKO erstellten Sicherheitsmaßnahmen, sobald die Umstände eine Inbetriebnahme der gastronomischen und touristischen Betriebe wieder zulassen. Eine europaweite Regelung dazu steht noch aus.

QUALITÄT DURCH SICHERHEIT IM WINTERURLAUB 2020/21

  • Beherbergungsbetriebe

Im Rahmen der zweiten Online-Erhebung ist vor allem die Gruppe der Beherbergungsbetriebe stark vertreten. Die Auswertung innerhalb dieser Gruppe zeigt hohe Zustimmung bei Maßnahmenvorschlägen zur COVID-19 Prävention im Themenbereich „Gastronomie“. Gerade die Einführung von Online-Reservierungssystemen wird als besonders sinnvoll wahrgenommen. Auch Veränderungen der Infrastruktur, um einen wetterfesten Außenbetrieb zu garantieren und Gäste im Freien bewirten zu können, werden von zwei Dritteln der Beherbergungsbetriebe als sinnvoll wahrgenommen und eine zeitnahe Umsetzung wird großteils gefordert.

  • Gastronomie

In der Gastronomie wurden mit Regelungen wie verpflichtenden Sitzplätzen, der Registrierung oder der Regel von maximal sechs Personen an einem Tisch, Voraussetzungen geschaffen, um COVID-19-Risiken im laufenden Betrieb zu minimieren. Zudem halten es über 80 % der befragten Beherbergungsbetriebe der CSHI-Erhebung für sinnvoll, gemäß dem gesetzlich geltenden Mindestabstand (mind. 1 Meter) eine maximale Gästezahl für Gastronomiebetriebe festzulegen und sprechen sich für eine zeitnahe Umsetzung aus.

Die Ergebnisse der Erhebung zeigen, dass Beherbergungsbetriebe den Präventionsvorschlag einer getrennten Bewirtung von À la Carte- und Nächtigungsgästen als mehrheitlich sinnvoll erachten, jedoch sprechen sich in deutlicher Mehrheit (80,1 %) gegen die Möglichkeit einer exklusiven Bewirtung von Nächtigungsgästen aus.

  • Mitarbeitende

In dem Themenbereich „Mitarbeitende“ wurden Vorschläge hinsichtlich der Einordnung von Mitarbeitenden in Teams bei Arbeit und Freizeit präsentiert. Eine Strukturierung von getrennt arbeitenden Teams wird von den Teilnehmenden als sinnvoll dargestellt (75,3 %). Eine Einteilung der Mitarbeiterunterkünfte anhand dieser Gruppen wird ebenfalls positiv bewertet (63,1 % Zustimmungsquote „sinnvoll“).

  • Vernetzung

Darüber hinaus werden die regelmäßige Vernetzung von Tourismusakteuren, das Teilen von praxisrelevanten Ideen, sowie die Umsetzung dieser Ideen mit anderen Interessensgruppen fokussiert, zeigen in der zweiten Auswertung eine hohe Übereinstimmung und sollten, laut den befragten Beherbergungsbetrieben, zeitnah umgesetzt werden.

  • Risikomanagement

Schon im Rahmen der ersten Erhebung (August) wünschen sich mehr als 90% der Befragten ein einheitliches Risikomanagement aller Tourismusbereiche. Hier besteht Potenzial für Initiativen, wie Safe Service Tirol, die ein landesweit einheitliches Sicherheitsmanagement, das über gesetzliche Regelungen hinausgeht, ermöglichen wollen.

  • Seilbahnen

Für die Seilbahnen wurde Ende August 2020 durch den Fachverband der Seilbahnbetriebe der WKO eine Handlungsanleitung herausgegeben. Diese beinhaltet eine umfassende Liste von Maßnahmen, mit denen sich die Skigebiete individuell auf die kommende Wintersaison vorbereiten können, darunter auch die Empfehlung von Personenleitsystemen zur Regulierung der Anstehsituation. Im Oktober erachten 85 % der Seilbahnen eine Entzerrung von Anstehsituationen und Besucherströmen durch physische Leitsysteme als sinnvoll, über 75 % wünschen sich eine zeitnahe Umsetzung hiervon.

ZUKUNFTSPERSPEKTIVE

Sars-Cov-2 – das Coronavirus gehört nun zu unserem Alltag

Das COVID-19-Risiko gehört jetzt zu unseren alltäglichen Gesundheitsrisiken, so wie viele andere Gesundheitsrisiken auch. COVID-19-Sicherheit kann mit einfachen Verhaltensmaßnahmen hergestellt werden: AHAs einhalten (Abstand, Hygiene, Mund-Nasen-Schutz) und DREI Gs vermeiden (Geschlossene Räume, Gedränge, Gruppen). Die Umsetzung dieser einfachen Prinzipien im komplexen Umfeld einer Tourismusregion erfordern aber neue Betriebskonzepte.

Mögliche Alternativen für Beherbergungsbetriebe

Die Etablierung und Ausweitung von Home-Office Modellen wurde durch die Auswirkungen der Pandemie von vielen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern international eingeführt bzw. forciert (OECD 2020). Es ist zu erwarten, dass durch den Anstieg von COVID-19 Infektionszahlen in den vergangenen Wochen dieser Trend weiter steigt. Dies birgt mitunter viele Herausforderungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wie z.B. den Zugang zu einem geeigneten Arbeitsplatz.
Durch kreatives Umdenken könnte man hier Chancen ergreifen und Synergien nutzen. Bereits während des Lockdowns wurden Hotelzimmer als „Hotel Offices“ zur stunden-, tage oder wochenweisen Buchung angeboten (ORF 2020; Graf 2020). Angesichts des internationalen Anstiegs von Heimarbeit (OECD 2020) könnten diese Modelle weiterhin als Option für Hotelbetriebe bestehen und Möglichkeiten zur Neuausrichtung bzw. Ergänzung bieten. Besonders für die städtische Bevölkerung könnte hier ein attraktives Angebot entstehen, denn wie eine italienische Studie zeigt trägt die Verfügbarkeit von Balkon, Terrasse, Zugang zum Garten und ein schöner Ausblick im Wohn- bzw. Arbeitsraum zur Gesundheit und dem Wohlbefinden bei.

Internationale Beispiele wie das “Project Homekey” in Kalifornien, USA zeigen wie im Rahmen der Pandemie aus Hotels, Motels oder Apartments langfristig verfügbarer und leistbarer Wohnraum entstehen kann. Dabei stellt sich die Frage, ob auch in Österreich eine neue Verwendung von derzeit touristisch genutzten Immobilien in Abstimmung mit dem Bedarf am Wohnungsmarkt stattfinden kann? Der unternehmerische Diskurs zu entsprechenden Betriebs- und Finanzierungskonzepten ist in Verbindung mit einem politischen Diskurs zur möglichen Finanzierungen und damit verbundenen Mietregelungen erst zu führen, um mögliche Ausfallsszenarien für diesen Winter mit unternehmerischen Lösungen zu verknüpfen.

EUROPÄISCHE ZUSAMMENARBEIT

So lange ein Europäischer Ansatz der Risikobewertung nicht von allen Mitgliedstaaten getragen wird, werden die jeweiligen Reisewarnungen, Teststrategien bzw. Quarantäneverordnungen weiterhin von nationalen Standards geprägt. So sind Vorarlberg seit dem 23.9.20 und Tirol seit dem 25.9.20 vom Robert Koch Institut (RKI) als Risikogebiet ausgewiesen und Reisende, die nach Deutschland zurückkehren sind den entsprechenden Quarantänebedingungen unterworfen.

Mit den am 19.10. (Sperrstunde ab 22:00 Uhr) und 3.11. (Ausgangssperre ab 20:00 Uhr) in Kraft getretenen Maßnahmen wurden nun österreichweit Maßnahmen zum Brechen der zweiten Welle gesetzt. In welchem Ausmaß die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens in Österreich und in den Bundesländern das damit verbundene Ansteckungsrisiko reduzieren, ist derzeit allerdings noch offen.

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