Bernd Kirschner, Leiter des Departments Wirtschaft & Management, hat sich mit Victoria Noack unterhalten.
Liebe Victoria!
Inzwischen bist du ja mehr als 100% in der Startup-Szene angekommen und entwickelst deine Geschäftsidee mächtig weiter – das ist super und beeindruckend zugleich. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass Du bereits vor 3 Jahren zu Beginn deines Masterstudiums „International Business & Management“ an dieser Idee gearbeitet hast. Lass mich mit folgender Frage beginnen:
Wie kamst du zu deiner Geschäftsidee und wie lange hat es gedauert, bis sich für dich abzeichnete, dass das dein Ding wird?
Die Idee eine App zu entwickeln, die Allergikern und Menschen mit Unverträglichkeiten das Leben und vor allem den Einkauf erleichtert, hatte ich ja durch meine Freundin, die unter verschiedenen Allergien leidet. Mit ihr einkaufen zu gehen oder für sie zu kochen, war immer mühsam. Sie musste im Supermarkt das Kleingedruckte jedes Produkts, das sie kaufen wollte, lesen, um zu vermeiden, dass sie es später ohne Schwierigkeiten verzehren konnte.
Ich dachte mir nur, das muss doch einfacher gehen – ja, das war die Initial-Zündung.
Allerdings wusste ich damals noch nicht, wie schwierig die Lösung sein sollte.
Ich begann während meines Praktikums im Bachelor-Studiums im Gründer-Institut in Heidelberg an der Umsetzung der Idee zu arbeiten und habe auch nach dem Bachelor-Abschluss noch weitere 8 Monate damit zugebracht.
Das Schwierigste war, an die Inhaltsdaten der Produkte zu kommen. Das war ein langer Weg, der mich über einen Kontakt vom Gründer-Institut zu Better Life geführt hat, die diese Daten haben. Heute ist der Gründer von Better Life ein Gesellschafter der Declareme GmbH.
Tatsächlich hat sich alles Schritt für Schritt entwickelt – bis zu dem Stand heute. Zuerst war es nur eine Idee, die ich ausprobieren wollte. Im Laufe der Zeit wurde mir das Projekt so wichtig, dass ich nach Ende meines Praktikums nicht aufhören konnte. Die einzelnen Phasen in der Umsetzung waren nicht einfach, es gab viele Höhen und Tiefen. Aber es machte mir Spaß durch neue Aufgaben immer wieder gefordert zu sein. Als ich mich entschlossen hatte zu gründen, gab es nur noch diesen Weg für mich.
Hat sich während des Studiums daran etwas geändert?
Das Studium, besonders der Fokus auf das Thema Entrepreneurship hat mir viel gegeben. Ich habe die Zusammenhänge besser verstanden, konnte das Erlernte direkt anwenden und fühlte mich auch im Gesellschaftsrecht sicherer. Zum Beispiel, wenn ich den Businessplan erstellt habe oder an die Sales-Strategie ging. So konnte ich auch die Investoren besser überzeugen.
Was waren die größten Herausforderungen auf deinem Weg in die Selbständigkeit? Ich hoffe, das Studium stand nicht im Weg.
Na ja, die größte Herausforderung war und ist die Finanzierung.
Der erste große Schritt war die Programmierung der ersten Version der App. Ich hatte einen Mockup entwickelt und eine klare Vorstellung davon, was IT-seitig umzusetzen ist. Aber die Angebote deutscher IT-ler waren horrend. Durch den Kontakt zu Better Life habe ich dann IT-Spezialisten in der Ukraine gefunden, die die App für weniger als die Hälfte programmiert haben. Das konnte ich größtenteils mit dem Studienfonds finanzieren und eine UG gründen.
Aber die App muss eben kontinuierlich gepflegt und weiterentwickelt werden. Die nötigen Daten müssen bezahlt werden, zusätzlich gibt es eine Reihe administrativer Kosten. All dies war nur mit dem Einstieg eines Investors zu erreichen. Doch dafür brauchte ich ein schlagkräftiges Team.
Doch zum Glück hatte ich durch die Umsetzung der Version 1 schon interessante Kontakte.
Nach deinem super coolen Pitch bei „Die Höhle der Löwen“ im Herbst letzten Jahres hast du ja eine finanzielle Zusage in Höhe von € 250.000,- gegen 25% Beteiligung erhalten. Hierzu mein Glückwunsch! Hast du damit gerechnet?
Ich habe es gehofft, aber damit rechnen konnte ich nicht. Zuvor hatte ich bereits mehrfach vor Investoren gepitched, aber nie die Zusage bekommen. Das gute an dem Format „Höhle der Löwen“ ist, dass man als junges Startup durch den Pitch und die Fragerunde zu Beginn seine Story und Vision vorstellen und damit im ersten Schritt überzeugen kann. So lernen die Investoren dich und dein Unternehmen kennen, bevor sie sich rein auf die Zahlen fokussieren.
Das hilft besonders, wenn man noch in der Anfangsphase seines Startups ist.
Wie war dieses TV-Erlebnis und das Treffen mit den berühmten TV-Investoren für dich?
Es war total surreal plötzlich vor den Löwen zu stehen, mit all den Kameras und der ganzen Produktionsmannschaft. Von verschiedenen Events kannte ich es schon auf einer Bühne zu sprechen und meine Idee vorzustellen, aber natürlich nicht in diesem Rahmen.
Die „Löwen“ waren aber alle sehr ermutigend und nett und nachdem der Pitch geschafft war, machte die Fragerunde richtig Spaß.
Was hat sich nach dem Investment für dich bzw. dein Startup geändert und wo soll nun die Reise hingehen?
Für uns hat sich vieles verändert. Wir hatten durch das Invest die Chance, die App komplett neu aufzusetzen und zu erweitern. Endlich konnte ich meine Pläne in die Tat umsetzen, die App mit mehr Funktionen ausstatten und für breitere Zielgruppen interessant machen. Dazu kam selbstverständlich die größere Bekanntheit durch die Ausstrahlung der Sendung im vergangenen Oktober.
Doch die Entwicklung geht permanent weiter. Mittlerweile hat die App weitere Funktionalitäten bekommen und wir sind auf der Suche nach Partnern, wie Krankenkassen und Unternehmen, die die App lizensieren und ihren Versicherten bzw. Arbeitnehmern zur Verfügung stellen. Wir sehen dort noch sehr viel Potenzial mehr Menschen zu erreichen, um ihnen den Alltag zu erleichtern.
Und nun meine letzte Frage: Hast du nun noch ein/zwei Tipps an unsere Studierenden, die sich mit innovativen Ideen und/oder Geschäftsmodellen herumschlagen? Was sollen sie tun, was vermeiden?
Mein wichtigster Rat ist: Halte durch – ich bin fest davon überzeugt, dass Durchhaltevermögen der Schlüssel für Erfolg ist. Gründen ist leider nicht einfach, nicht schnell oder so glamourös wie man es durch die Erfolgsgeschichten meinen mag. Oft dauert es lange und – ganz ehrlich – viele der nötigen Aufgaben machen auch keinen Spaß.
Aber mit der richtigen Unterstützung durch ein Team, Mentoren oder durch die Familie wird man seinen Weg gehen können. Und vielleicht als letztes Takeaway: Sucht euch Unterstützung für die Gründung selbst. Wenn man diesen Prozess das erste Mal durchläuft, können einige Fehler passieren, die leicht vermieden werden können.
Liebe Victoria, herzlichen Dank für das superinteressante Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Victoria Noack, ©MCI/Geisler
Victoria Noack & Bernd Kirschner, ©MCI/Geisler
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