COVID-19 war keine Überraschung. Dass wir mit einer Pandemie rechnen müssen, war lange bekannt und auf die Notwendigkeit der Vorbereitung auf europäischer, auf nationaler und regionaler Ebene war den für die Sicherheit und Gesundheit verantwortlichen Experten/innen und Entscheidungsträger/innen bewusst.[1]
Trotz bekannter Szenarien hat Europa feststellen müssen, dass die Anpassung von Regulierungen und Strukturen der Sozial- und Gesundheitssysteme vergleichsweise lange benötigten, um mit dieser neuen Bedrohung umzugehen. Die trotz großartiger und raschester Entwicklung von Impfstoffen jetzt bevorstehende vierte Pandemiewelle und die lückenhafte Umsetzung von einfachen Präventionsmaßnahmen in den existenziell bedrohten Tourismus- und Gastronomiebetrieben zeigt exemplarisch auf, dass eine gesamtgesellschaftliche Anpassung an neue Herausforderungen viel zu langsam erfolgt.
Mit diesen Erfahrungen aus der Pandemie für den Umgang mit den anstehenden Herausforderungen durch den Klimawandel beschäftigte sich das diesjährige Seminar zum Thema „Securing Health – How to Create Resilient and Healthy Communities“. Kuratiert wurde das Seminar unter der Leitung von Siegfried Walch durch das Center for Social & Health Innovation am MCI | Die Unternehmerische Hochschule® in Innsbruck.
Insbesondere ging es in diesem Beitrag zur Alpbach-Seminarwoche 2021 um die Frage, ob wir den Herausforderungen der Klimaveränderung ähnlich reaktiv wie der Pandemie oder doch gezielt vorbereitet und proaktiv begegnen können? Die Teilnehmer/innen in Alpbach kamen in der Diskussion mit dem Arzt und Gesundheitsökonom Ayman Fouda zu zwei wesentlichen Schlüssen. Wenn die globale, europäische und nationale Auseinandersetzung und Vorbereitung auf den Klimawandel so erfolgt, wie dies bei Covid19 der Fall ist, dann haben wir noch viel Arbeit vor uns. Und die Zeit drängt, wenn wir uns vor Augen halten, dass das Klima sich bereits verändert hat und es hier nicht um eine herausfordernde Situation in einer unbestimmten Zukunft geht. Soziologe Lukas Kerschbaumer beleuchtete dazu die Disparitäten zwischen einzelnen Staaten und die Betroffenheit durch den Klimawandel für Menschen in prekären Lebenssituationen. Wenn für die Pandemie gilt, dass wir erst sicher sind, wenn die ganze Welt sicher ist, dann gilt dies in ähnlicher Form für den Klimawandel. Fehlende Anpassungen an den Klimawandel werden die schwachen Regionen zuerst treffen und entsprechende Folgewirkungen für andere Regionen auslösen.
In einem weiteren Themenschwerpunkt des Seminars diskutierte Politikwissenschaftler Raffael Heiss die Frage der aktuellen Ernährung der Weltbevölkerung sowie der landwirtschaftlichen und ökonomischen Determinanten unserer Lebensmittelsysteme. Zentrale Schlussfolgerung: Mit gesunder Ernährung können wir bekannter Weise einen zweifachen Nutzen erzielen. Klima schützen und Gesundheit fördern. Ökonomin Claudia Zoller stellte dazu Ansätze vor, die dazu beitragen können, das Gesundheitsbewusstsein zu steigern, um Lifestyle-Entscheidungen zu mehr gesundem Verhalten zu unterstützen.
Die während des Seminars entwickelten Ideen für einen proaktiven Umgang mit den Wirkungen des Klimawandels werden bereits in einige Wochen beim European Health Forum in Gastein präsentiert. In Alpbach haben dazu Femke Jansen und Dorli Kahr-Gottlieb vom Forum Gastein sowie Anniek de Ruijter von der Universität Amsterdam und Markus Frischhut vom MCI | Die Unternehmerische Hochschule® die European Health Union Initiative vorgestellt und die Teilnehmer/innen dazu eingeladen, diese europäische Antwort auf die Erfahrungen aus der Pandemie zu unterstützen.
Seminar outline:
[1] e.g. McKee, M., Reichl, B. (2015) SECURING HEALTH IN EUROPE: SETTING PRIORITIES, SHARING RESPONSIBILITY, in Eurohealth Observer, Vol 21, No. 3, pp 5-7
Verhaltensökonomin Claudia Zoller präsentierte beim Europäischen Forum Alpbach Ansätze zur Stärkung des Gesundheitsbewusstseins. Foto: ©EFA, Andrei Pungovschi
Teilnehmer der Seminarwoche bei einer Diskussion im Freien. Foto: ©EFA, Matteo Vegetti
Kurator der Seminarwoche Siegfried Walch (links) mit Gesundheitsökonom Ayman Fouda (rechts) bei einer Diskussion mit den SeminarteilnehmerInnen. Foto: ©EFA, Matteo Vegetti
MCI ist offizieller Partner des Europäischen Forum Alpbach 2021.
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