MCiT meets Tanzcompany Innsbruck

Date 11.11.2019

Parallelen zwischen Management und Ballett

Kaum hatte das Studium Fahrt aufgenommen, wartete auf unsere Erstsemestrigen von Management, Communication & IT bereits ein spannendes Praxisprojekt. Zum ersten Mal hatten heuer unsere MCiT Studierenden die Chance, einen Blick hinter die Kulissen des Tiroler Landestheaters zu werfen. Sie besuchten eine Probe der Tanzcompany Innsbruck und gewannen Einblick in den Berufsalltag der Profitänzer und –tänzerinnen. Ein spannendes Erlebnis, wie auch in den Reflexionen unserer Studenten - Stefan Santifaller und Manuel Wildauer - zu lesen ist.

Reflexion | Manuel Wildauer

Am Donnerstag den 17.10.2019 durfte unser Jahrgang vom Studiengang „Management, Communication & IT“ eine Probe der Tanzcompany im Tiroler Landestheater besuchen. Bereits eine Woche zuvor wurden uns durch die Ballettmeisterin Martine Reyn ein paar Informationen über den Ablauf und das Leben eines Balletttänzers / einer Balletttänzerin und über das Stück mitgeteilt. Viele von uns waren noch nie in einer Ballettaufführung gewesen und noch weniger von uns kannten das von Shakespear geschriebene Stück „The Tempest“. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nie mit dem Gedanken gespielt hatte, mir jemals eine solche Vorstellung anzusehen.

Pünktlich um 10:45 Uhr wurden wir von Martine empfangen, welche uns dann auch über den Seiteneingang hinein zu unseren Plätzen in der ersten Reihe führte. Die Tänzer waren bereits auf der Bühne und machten ihre letzten Aufwärmübungen, als uns der Leiter der Tanzcompany, Enrique Gasa Valga, willkommen hieß. Des Weiteren stellte er uns noch gemeinsam mit der Ballettmeisterin die weiteren, nicht direkt auf der Bühne wirkenden, Personen vor. Helfried, der Bühnenbildner und Ellen, die Bühnenmanagerin waren während der gesamten Probe mit dabei. Kurz bevor es losging wurde uns noch mitgeteilt, dass wir nun den zweiten Teil des Stücks sehen werden. Völlig ahnungslos was auf mich zukommen wird, ertönte der erste Klang der Musik und das Stück begann. Erst noch ein wenig überfordert von dem Geschehenen auf der Bühne, entwickelte ich mehr und mehr eine Faszination gegenüber den gezeigten Leistungen. Die Disziplin und das perfekte Timing der Tänzer waren überwältigend. Jeder Schritt und jede Bewegung war genau auf den anderen abgestimmt und wurde auch mit Sorgfalt ausgeführt. Meiner Meinung nach spielt hierbei das Vertrauen in den Partner bzw. in das ganze Team eine ganz entscheidende Rolle. Die Darsteller müssen sich nicht nur bei Hebefiguren, sondern auch bei den Schrittfolgen blind vertrauen. Da wir die besten Plätze in dem rund 780 Leute fassenden Theater hatten, konnten wir die Tänzer auch optisch sehr gut wahrnehmen. Die Aussage von Frau Reyn, dass alle fit und gutaussehend sind, kann ich nur bestätigen. Ohne diese Eigenschaft hält man aber, glaube ich, diese sehr anstrengenden Aufführungen und Trainings nicht durch. Leider wurde uns hier auch veranschaulicht, dass man auf das Aussehen sehr viel Wert legt und manche Frauen schon fast unterernährt ausgesehen haben. Die Musik, die der Leiter Enrique selbst aussucht, passte in jedem Szenario genau zu dem veranschaulichten Ereignis und versetzte einen in eine Art Trance. Als der Akt zu Ende war und den Tänzern ihre wohlverdiente 20-minütige Pause zustand, erklärten uns Martine und Enrique, dass es noch zwei Wochen bis zur Premiere des Stücks sind und deshalb die Darsteller noch nicht 100% geben, was mich sehr überraschte. Für mich wirkten alle Mitwirkenden sehr fokussiert und übermittelten auch mit ihrer Körpersprache die Emotionen, die sie nicht durch Worte ausdrücken können. In dieser Pause wurde uns auch vom Bühnenbildner die Geschichte, welche wir vorhin als Tanz gesehen haben, erklärt. Enrique ist ein sehr ehrgeiziger Arbeiter und in meinen Augen ein Perfektionist. Er wollte auch sofort unsere Meinung hören und fragte uns, was uns am Gezeigten nicht gefallen hat. Obwohl er sagt, dass ihn die Kritiken, die er über das Stück in den Medien liest, nicht interessieren, glaube ich, dass es für ihn schon eine große Bedeutung hat, da er immerhin mit jeder neuen guten Aufführung an der Verlängerung seines Arbeitsvertrages arbeitet.

Ich glaube schon, dass wir als Studiengang MCiT einige Gemeinsamkeiten mit der Tanzcompany haben, jedoch unterscheiden wir uns auch in so einigen. Die Hierarchie, die es unter dem Leiter, der Ballettmeisterin und den Tänzern gibt, finden wir auch in unserem Department wieder. Des Weiteren sind wir als Jahrgang auch ein sehr gutes Team und wir arbeiten gut zusammen, jedoch muss man ehrlicherweise zugeben, dass die Tänzer in Sachen Teamplay, zumindest auf der Bühne, noch einen Schritt weiter sind. Den für mich bedeutendsten Unterschied gibt es darin, dass wir in unserer Branche unser Wissen stetig weiter ausbauen und auf dem Grundwissen aufbauen, während die Tänzer, bei jeglichem Respekt vor der Arbeit, ihre bereits aufgeführten Choreographien wieder mehr oder weniger vergessen können und nicht wieder benötigen.

Alles in allem muss ich zugeben, dass mir das Ballett sehr gut gefallen hat und mich einige Dinge daran wirklich faszinieren. Ich wünsche dem gesamten Team rund um Enrique und Martine, dass alle Aufführungen ausverkauft sind und sie somit die gerechten Lorbeeren für ihre mehr als harte Arbeit ernten. Ich werde mich bestimmt in Zukunft wieder einmal in einer Ballettaufführung finden.

Reflexion | Stefan Santifaller

10.43 Uhr lese ich bereits auf meiner Armbanduhr. Die letzten Meter entlang am Burggraben, das Ziel unserer Exkursion bereits vor Augen. Martine Reyn - Ballettmeisterin und Verantwortliche für das Training und die technische Perfektion der Tanzcompany Innsbruck - erwartet uns schon voller Freude, um uns pünktlich um 11.00 Uhr ins Landestheater Innsbruck hineinzubegleiten. Verspätung wird nicht geduldet. Mit Ungewissheit und voller Erwartungen betreten wir den riesigen Saal des Landestheaters. Noch nie zuvor hatte ich mich auf irgendeine Art für Ballett interessiert, doch die Präsentation der Tanzschule und die Einführung in das Tanzstück während der letzten Lehrveranstaltung klangen durchaus vielversprechend. Bereits am Samstag, 02.11.2019, werden hier rund 800-900 Zuschauer die Reihen bis auf den letzten Platz füllen und mit dem von Enrique Gasa Valga - Leiter der Tanzcompany - eigeninszenierten Tanzstück nach dem Stück „Der Sturm“ von Shakespeare auf die dramatische Schicksalsreise von Prosperos und seiner Tochter zu gehen. Zwar befinden sich die Profitänzer bereits in Vorbereitungswoche sechs von acht, doch die scharfen Anweisungen von Martine Reyn und Enrique Gasa Valga während des Trainings machten deutlich, dass der Weg in Richtung Prämiere noch ein langer ist. Schließlich sollen die letzten zwei Wochen Vorbereitung noch einmal dazu dienen, intensiv an Perfektion und Synchronität zu arbeiten. Jede Bewegung der TänzerInnen wird mehrfach wiederholt und aufeinander abgestimmt. Besonders überraschend war der Kontrast der lebendigen Gruppentänze, umrahmt von spannenden Klaviertönen und andererseits der nüchterne und musiklose Teil der Solistin, der zu Neutralität und Abwechslung führt. Die Bühnenbildner testen noch die letzten „Special Effects“, um dem Betrachter des Stücks noch mehr Emotionen zu verleihen. Auch die Lichttechnikerin ist bemüht, die Solistin in ihrer Hauptrolle auf den Zentimeter genau im Lichtkegel der dunklen Bühne erscheinen zu lassen. Das Zusammenspiel der verschiedenen Bereiche, das vom Betrachter am Ende als ein Ganzes aufgesaugt wird, findet sich auch in einem Unternehmen wieder und erinnert mich an die Fragestellung über Ähnlichkeiten im Tanzsport und der Wirtschaft, die wir in der letzten Lehrveranstaltung behandelt haben und die auch den Grund der Exkursion bildet. – Hier gibt es nicht wenige.  

Ballett, wie man es sich nicht erwartet. 

„Das ist doch nur für Kinder oder Mädchen. Das ist unmodern und völlig langweilig.“

All diese Vorurteile lassen sich nach den letzten zwei Stunden Trainingsbesichtigung für mich nicht wieder vertreten. Nie hätte ich mir zuvor denken können, dass Ballett so viel Ausdauer, Kraft und Körperspannung fordert und so viele Emotionen wecken kann. Schließlich ist es eine sehr lange und steile Treppe bis hin zur Stufe des/r Berufstänzers/In. Bereits mit sehr jungen zehn bis zwölf Jahren sollte man mit Ballett beginnen, um sich den Kindheitstraum Vieler ermöglichen zu können: Einmal vor geschlossenem Vorhang in Spitzenschuhen wie eine Feder über die Bühne zu schweben. Doch dieses Wunschdenken gerät sehr schnell in den Hintergrund der jungen TänzerInnen. Sehr schnell wird klar, dass es hier um jahrelange harte Arbeit geht. Acht Stunden Training am Tag und um die 100 Auftritte pro Jahr kennzeichnen auch die völlig durchtrainierten und größtenteils sehr schmalen Körper der TänzerInnen im Landestheater, Verletzungen nicht ausgeschlossen. Dies ist auch einer der Gründe, die den Traum sehr schnell platzen lassen. Umso mehr Respekt gehört jedem Einzelnen, der es bis oben geschafft hat und der gerade noch die letzte kraftvolle Szene des zweiten Akts wiederholt. In knappen zwei Wochen werden sich hier tausende Zuschauer alle eine eigene Meinung über das Stück und die Performance der TänzerInnen bilden. Daher ist auch die Anspannung von Enrique Gasa Valga, der hinter dem Namen der Tanzcompany Innsbruck steht, sehr leicht nachzuvollziehen. 

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