Seit mehreren Monaten tobt der blutige Konflikt um die Tigray-Region im Norden Äthiopiens. Aufgrund seiner Expertise für internationale Beziehungen und Äthiopien war unser Studiengangsleiter Dr. Belachew Gebrewold als Politikwissenschafter im Ö1-Mittagsjournal zum Thema „Äthiopien, seine Völker, seine Menschen und der Krieg“ bei Xaver Forthuber zum Interview eingeladen.
Im nachfolgenden Interview beantwortet Belachew Gebrewold auch dem Studiengang einige Fragen zu dieser Thematik:
Weshalb wurden Sie zum Interview geladen? Was genau macht Sie zum Experten für internationale Beziehungen und speziell für Äthiopien?
Konflikte in Afrika gehören zu meinem Forschungsschwerpunkt. In meiner Habilitationsarbeit habe ich mich mit Konflikten in verschiedenen Ländern in Afrika befasst. Ich habe über dieses Thema viel geforscht und publiziert. Die sozialen Folgen des Krieges sind auch für unseren Studiengang der Sozialen Arbeit sehr relevant.
Wie hat der Krieg das Land und seine Menschen geprägt?
Es sind mehrere Hundertausende Menschen vertrieben worden. Manche sind innerhalb des Landes als Binnenflüchtlinge vertrieben worden, andere sind in den Sudan geflohen. Vielen Berichten zufolge gab es Vergewaltigungen und Menschenrechtsverletzungen. Die Milliarden, die in Krieg investiert werden, wären für viele soziale Bereiche dringend notwendig gewesen. Die Infrastruktur wird massiv zerstört. Vor allem wird aber das gegenseitige Vertrauen zerstört. Dadurch wird das Zusammenleben der Menschen für eine längere Zeit schwieriger.
Wie steht die Welt zu Äthiopien?
Die Europäische Union und die USA stehen der äthiopischen Regierung sehr kritisch gegenüber. Auffallend ist auch, dass sie die Komplexität und die Hintergründe des Problems nicht verstehen oder verstehen wollen. Die Ursache ist sehr weit zurückliegend. Es wäre wichtig, dass die EU und die USA dies besser verstehen könnten, bevor sie versuchen, als Vermittler aufzutreten oder Lösungsvorschläge zu machen. China und Russland sind zurückhaltend. Die Vereinten Nationen können zurzeit auch nicht viel machen, weil es innerhalb des UN-Sicherheitsrates keine Einigkeit gibt und weil Russland und China dies als innere Angelegenheit betrachten.
Hat Äthiopien als multiethnischer Bundesstaat eine Zukunft?
Ein Bundesstaat nach ethnischen Bruchlinien ist immer problematisch. Das war ein großer Fehler der gegenwärtigen Verfassung, welche die damalige Regierung - dominiert von den Rebellen aus dem Norden - forciert hatte.
Welche Relevanz haben die sozialen Folgen des Krieges für unseren Studiengang der Sozialen Arbeit? Thematisieren und diskutieren Sie dieses Thema im Zuge von Lehrveranstaltungen mit Ihren Studierenden?
Krieg hat immer menschliches Leid zur Folge. Menschen werden vertrieben; sie werden zu Flüchtlingen und fliehen in andere Staaten, wo sie auf die Hilfe anderer angewiesen sind; viele werden traumatisiert u.v.m. Soziale Arbeit - speziell Internationale Soziale Arbeit - befasst sich mit diesen Themen.
In unserem Studiengang werden diese Themen im Rahmen von Lehrveranstaltungen diskutiert. Wo es inhaltlich passt, wird diese Thematik als Fallbeispiel behandelt.
Belachew Gebrewold ist Studiengangsleiter am Department für Soziale Arbeit am MCI | Die Unternehmerische Hochschule®.
Ausbildung:
2006 - 2010Habilitation in Politikwissenschaft / Internationale Beziehungen - Universität Innsbruck / Bundeswehr Universität Hamburg ( PD Dr. Habil.)
2004 - 2005MA Programme (final part)): Peace, Security, Development and International Conflict Transformation MA Thesis Title: The role of state-building in the emergence of civil militias and militarization of the societies of Sudan and Somalia. - University of Innsbruck (MA in Peace, Security, Development and International Conflict Transformation)2003MA Programme (part II): Peace, Security, Development and International Conflict Transformation, - University of Castellón/Spain, UNESCO-Chair for Philosophy.2002MA Programme (part I): Peace, Security, Development and International Conflict Transformation, - University of Innsbruck
1993 - 2002Philisophy, Theologie, Internationale Politik, Peace studies - Uni Innsbruck, Hamburg (Mag., MA, Dr.)
1988 - 1991Philosophical studies - Franciscan Institute of Philosophy and Theology, Addis Abeba/Ethiopia (Diploma)
Belachew Gebrewold ist Studiengangsleiter der Studienprogramme Soziale Arbeit (Bachelor) sowie Soziale Arbeit, Sozialpolitik & –management (Master) am MCI | Die Unternehmerische Hochschule®. Als Politikwissenschafter ist er Experte für internationale Beziehungen und Äthiopien. Foto: MCI
Soziale Arbeit | Bachelor
Soziale Arbeit, Sozialpolitik & -management | Master
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