Erfahrungsbericht: Auslandspraktikum in Kopenhagen

Date 22.02.2021

Trotz der herausfordernden Situation rund um COVID-19 hat Frau Anja Gerhard die Chance genutzt, ein Auslandspraktikum in Kopenhagen zu absolvieren. Dieses konnte auch durch ein Erasmus+ Stipendium gefördert werden.

Warum haben Sie sich für ein Praktikum im Ausland entschieden?

Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Zum einen hat mich meine Neugier schon immer in die Welt hinausgezogen: ich liebe es zu reisen, mich neuen Herausforderungen im Ausland zu stellen, neue Kulturen und Lebensstile zu entdecken, mit internationalen Teams zusammenzuarbeiten und daraus zu lernen, weshalb ich auch die meisten meiner Praktika davor im Ausland absolviert habe.

Und zum anderen hatte ich zu Beginn meines Studiums am MCI meinen dänischen Freund in Innsbruck kennengelernt, weshalb die Entscheidung für das Auslandspraktikum relativ rasch auf Dänemark gefallen ist. Ich bin davon überzeugt, dass ein Auslandsaufenthalt nicht nur meine Fremdsprachenkenntnisse, Organisationsfähigkeiten und mein Zeitmanagement verbessert, sondern auch meine Problemlösungskompetenzen stärkt.

Wie sind Sie zu der Praktikumstelle gekommen?

Mit sehr viel Glück. Ich wusste zwar von Anfang an, dass ich nach Dänemark wollte. Doch die Suche nach einer konkreten Praktikumsstelle stellte sich als äußerst schwierig heraus. In Dänemark sind viele der ausgeschriebenen Praktika unbezahlt, was mit den hohen Lebenserhaltungskosten kaum vereinbar ist. Eine weitere Herausforderung stellten die Sprachkenntnisse dar, da viele Unternehmen zumindest grundliegende Dänisch-Kenntnisse voraussetzen.

Im Gespräch mit meinen Studienkolleginnen und Studienkollegen über unsere Praktikumspläne wurde unter anderem auch die Österreich Werbung erwähnt. Per Zufall entdeckte ich bei meiner Onlinerecherche die Praktika-Ausschreibung der Österreich Werbung für das Büro in Kopenhagen und habe mich kurzerhand beworben. Nach einigen Wochen Wartezeit und einem Telefoninterview bekam ich dann nur 1,5h nach dem Call eine positive Antwort und hatte die ersehnte Praktikumsstelle in der Tasche.

Welche Herausforderungen gab es bei der Bewerbung im Ausland?

Bei einem Praktikum im Ausland gibt es diverse Herausforderungen, die zu bewältigen sind. Oftmals werden zumindest grundliegende Sprachkenntnisse in der Landessprache vorausgesetzt. Es gibt aber auch viele internationale Firmen in Kopenhagen bei denen Englisch oder Deutsch ausreicht. Wie bereits zuvor erwähnt, sind die meisten Praktika in Dänemark unbezahlt und die Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Versicherung, etc. können durch eine reine Erasmus+ Förderung einfach nicht beglichen werden. Kopenhagen ist ein besonders teures Pflaster und für ein 10m2 Zimmer in einer WG mit guter Lage zahlt man locker 500 - 800 € pro Monat. Dazu kommt, dass die Appartementsuche in Kopenhagen sehr schwierig ist, und selbst dänische Studenten und Studentinnen Probleme haben, etwas zu finden. Daher empfehle ich jedem/jeder, der/die einen Aufenthalt in Kopenhagen plant, wirklich frühzeitig mit der Appartementsuche zu beginnen.

Die Mühen zahlen sich aber auf jeden Fall aus – Kopenhagen ist eine lebendige, internationale und sehr vielseitige Stadt und hat besonders in den lauen Sommer- und Herbstabenden einen ganz besonderen Charme.

Wie sind Sie mit den sprachlichen & kulturellen Unterschieden während des Praktikums umgegangen?

Die Unternehmenssprache bei der Österreich Werbung in Kopenhagen ist Deutsch, was Vieles vereinfacht. Im Team sprechen alle sehr gut Deutsch und mit den Partnern und Partnerinnen wird i.d.R. auf Deutsch/Englisch kommuniziert. Nichtsdestotrotz setzen die täglichen operativen Aufgaben voraus, dass man sich mit beiden Sprachen (Dänisch und Schwedisch) etwas beschäftigt und zumindest ein grundliegendes Verständnis der schwedischen und dänischen Sprache aufbaut. Besonders beim Updaten der marktspezifischen Homepages und bei der Suche nach relevantem Content ist das sehr hilfreich. (Ich kann mittlerweile Texte in beiden Sprachen ohne große Probleme lesen.) Im Alltag habe ich eigentlich nur Englisch gesprochen, was in Dänemark absolut ausreicht, da praktisch jeder/jede Englisch versteht und in den meisten Fällen auch spricht.

Was die kulturellen Unterschiede anbelangt, meint man vielleicht auf den ersten Blick, dass diese gar nicht so groß wären. Dennoch haben mich die dänische Lockerheit und die flachen Hierarchien sehr überrascht. Nach ein paar Wochen gewöhnt man sich aber an die dänische „Hygge“ (= wie Gemütlichkeit, aber noch ein wenig mehr).

Was war das Beste an Ihrem Praktikum im Ausland?

Auf jeden Fall all die Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Die Zusammenarbeit mit meinen dänischen, schwedischen, deutschen und österreichischen Kollegen und Kolleginnen hat super funktioniert und ich bin sehr dankbar, so herzlich im Team aufgenommen worden zu sein. Die Lockerheit, die Offenheit und das entgegengebrachte Vertrauen besonders im Home-Office haben mich wirklich positiv überrascht: besonders die Arbeit an eigenen Projekten stärkt die eigene Motivation und Kreativität!

Aber auch abseits der Arbeit konnte ich so richtig in das dänische Leben und die dänische Kultur eintauchen. Am besten gefallen haben mir die traditionell dänischen Weihnachtstraditionen wie z.B. das Backen von Vaniljekranse und Aebleskiver (super leckere Mehlspeise) oder das Falten von Julestjerne (Weihnachtssterne).

Wie haben Sie die COVID-19 Situation im Ausland erlebt und wie ist Ihr Arbeitgeber damit umgegangen?

Situation umgingen: im Sommer 2020 waren die Infektionszahlen sehr niedrig, Veranstaltungen waren erlaubt und es gab keine Maskenpflicht. Wenn ich in den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske trug, machten die Meisten einen großen Bogen um mich.

Mit den steigenden Infektionszahlen im Herbst hat sich diese Situation allerdings geändert: es wurde eine Maskenpflicht eingeführt und auf Empfehlung der Behörden wurden wir von unserem Chef gebeten, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Arbeit von zu Hause aus verlief eigentlich reibungslos und es hat mir sogar sehr gut gefallen, da so meine Selbstständigkeit und meine Eigenverantwortung definitiv gefördert wurden. Im Home-Office konnte ich mir meine Aufgaben selber einteilen und musste auch manchmal mit kleineren Problemen selber umgehen.

Würden Sie ein Auslandspraktikum weiterempfehlen? Haben Sie Tipps, worauf künftige Studierende dabei achten sollten?

Auf jeden Fall - ich kann ein Praktikum im Ausland nur weiterempfehlen! Ein Praktikum im Ausland, ist zwar im Vor- und im Nachhinein mit einem größeren organisatorischen Aufwand verbunden, aber genau das fördert auch die eigene Selbstständigkeit, Problemlösungskompetenzen, Zeitmanagement etc. und bringt einen des Öfteren an die eigenen Grenzen. Das Eintauchen in eine andere Kultur fördert nicht nur die interkulturellen Kompetenzen und die Sprachkompetenzen, sondern kann auch so manche Tür für die persönliche und berufliche Zukunft öffnen.

Ich empfehle jedem/jeder, der/die sich für ein Praktikum im Ausland interessiert, wirklich frühzeitig mit der Suche nach einer geeigneten Praktikumsstelle, und (vor allem in Kopenhagen) auch mit der Suche nach einem Appartement zu beginnen. Darüber hinaus sollte man sich auch frühzeitig mit den notwendigen Sprachkenntnissen und z.B. Visa-Anforderungen auseinandersetzen.

Was ist Ihr persönliches Fazit?

Obwohl ich den Großteil meines Auslandspraktikums im Home-Office in Kopenhagen verbracht habe, habe ich die Zeit wirklich genossen und würde es auf jeden Fall wiederholen. Ich konnte nicht nur mein berufsbezogenes Wissen erweitern, sondern habe auch viele wertvolle Fähigkeiten gestärkt, mit einem tollen Team zusammengearbeitet und bin daraus gewachsen. Da ich besonders intensiv mit den dänischen und schwedischen Websites der ÖW gearbeitet habe, konnte ich auch meine sprachlichen Fähigkeiten verbessern und besonders die Schwedisch-Kenntnisse werden mir auch in meinem Auslandssemester in Finnland weiterhelfen, da Schwedisch die zweite Amtssprache in Finnland ist.

In jedem Fall würde ich jedem und jeder raten, es einfach zu versuchen. Ein Auslandspraktikum ist in den meisten Fällen ein tolles Abenteuer und wenn es einmal nicht so laufen sollte, wie man es sich vorstellt, dann ist es immer noch eine wertvolle Erfahrung aus der man lernt und wächst!

<p>Der nahe gelegene Haften Nyhaven mit weihnachtlicher Beleuchtung. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Der nahe gelegene Haften Nyhaven mit weihnachtlicher Beleuchtung. Foto: Gerhard

<p>Im Sommer bieten die Kanäle in Kopenhagen die ideale Abkühlungsmöglichkeit. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Im Sommer bieten die Kanäle in Kopenhagen die ideale Abkühlungsmöglichkeit. Foto: Gerhard

<p>Die Roskildner Kathedrale, die größte Kirche Dänemarks, wo die Könige und Königinnen von Dänemark begraben werden. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Die Roskildner Kathedrale, die größte Kirche Dänemarks, wo die Könige und Königinnen von Dänemark begraben werden. Foto: Gerhard

<p>In Roskilde werden alte Wikingerschiffe ausgestellt und immer noch ganz traditionell nachgebaut.. <em>Foto: Gerhard</em></p>

In Roskilde werden alte Wikingerschiffe ausgestellt und immer noch ganz traditionell nachgebaut.. Foto: Gerhard

<p>In Kopenhagen gibt es sehr viele Parks und Grünflächen und sogar die Friedhöfe dienen als Erholungsgebiet. Hier ist ein Park, südlich der Stadt, wo man kilometerweit spazieren kann. <em>Foto: Gerhard</em></p>

In Kopenhagen gibt es sehr viele Parks und Grünflächen und sogar die Friedhöfe dienen als Erholungsgebiet. Hier ist ein Park, südlich der Stadt, wo man kilometerweit spazieren kann. Foto: Gerhard

<p>Mein absoluter Lieblingsplatz liegt im Süden Dänemarks, die kleine Insel Kalvø. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Mein absoluter Lieblingsplatz liegt im Süden Dänemarks, die kleine Insel Kalvø. Foto: Gerhard

<p>Amager-Strand in Kopenhagen im Sommer. Von dort sieht man sogar bis nach Schweden. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Amager-Strand in Kopenhagen im Sommer. Von dort sieht man sogar bis nach Schweden. Foto: Gerhard

<p>Im Spätsommer kann man an den Stränden nicht nur baden, sondern auch „Hyben“ (=Hagebutten) pflücken. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Im Spätsommer kann man an den Stränden nicht nur baden, sondern auch „Hyben“ (=Hagebutten) pflücken. Foto: Gerhard

<p>Einen atemberaubenden Ausblick genießt man bei Møns Klint. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Einen atemberaubenden Ausblick genießt man bei Møns Klint. Foto: Gerhard

<p>Møns Klint: Die Klippen sind über 100m hoch und bestehen aus Kalkstein. <em>Foto: Gerhard</em></p>

Møns Klint: Die Klippen sind über 100m hoch und bestehen aus Kalkstein. Foto: Gerhard

<p>Der nahe gelegene Haften Nyhaven mit weihnachtlicher Beleuchtung. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Im Sommer bieten die Kanäle in Kopenhagen die ideale Abkühlungsmöglichkeit. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Die Roskildner Kathedrale, die größte Kirche Dänemarks, wo die Könige und Königinnen von Dänemark begraben werden. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>In Roskilde werden alte Wikingerschiffe ausgestellt und immer noch ganz traditionell nachgebaut.. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>In Kopenhagen gibt es sehr viele Parks und Grünflächen und sogar die Friedhöfe dienen als Erholungsgebiet. Hier ist ein Park, südlich der Stadt, wo man kilometerweit spazieren kann. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Mein absoluter Lieblingsplatz liegt im Süden Dänemarks, die kleine Insel Kalvø. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Amager-Strand in Kopenhagen im Sommer. Von dort sieht man sogar bis nach Schweden. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Im Spätsommer kann man an den Stränden nicht nur baden, sondern auch „Hyben“ (=Hagebutten) pflücken. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Einen atemberaubenden Ausblick genießt man bei Møns Klint. <em>Foto: Gerhard</em></p>
<p>Møns Klint: Die Klippen sind über 100m hoch und bestehen aus Kalkstein. <em>Foto: Gerhard</em></p>
Steckbrief

Name:
Anja Gerhard

Studium:
BA Tourismus- & Freizeitwirtschaft

Praktikumsdauer:
01.08.2020 - 31.12.2020

Praktikumsort:
Kopenhagen, Dänemark

Praktikumsgeber:
Österreich Werbung

Größe des Unternehmens:
1-10 MitarbeiterInnen in Kopenhagen

Tätigkeitsfeld im Praktikum:
Marketing

Stipendium:
Erasmus +

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