Forschungsprojekt: Working Poor – prekäre Lebensrealitäten im Fokus

Date 09.04.2021

Working Poor, In-Work-Poverty oder auch Arbeit und trotzdem Arm sind Begriffe, die jene Umstände bezeichnen, in denen das Einkommen, das über Erwerbsarbeit generiert wird, nicht ausreicht, um ein tägliches Auskommen zu bestreiten.

Gemäß der Definition von Eurostat sind Einzelpersonen im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren von Armut bedroht, wenn diese länger als sechs Monate arbeiten und dabei ihr jährliches Äquivalenzeinkommen unter 60% des nationalen Haushaltsmedianeinkommens liegt. Die aktuelle Armutsgefährdungsschwelle (Mai 2020) liegt laut Armutskonferenz bei 1.286€ monatlich für einen Einpersonenhaushalt. Der Wert erhöht sich um den Faktor 0,5 pro weitere erwachsene Person im Haushalt und um den Faktor 0,3 pro Kind (unter 14 Jahre) im Haushalt.

In Österreich waren 2019 16,9% der Bevölkerung (1.472.000 Personen) als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet einzustufen. In Tirol waren während des Bemessungszeitraums von 2015 bis 2017 19,7% der Tiroler/innen betroffen. Die Gründe sind vielfältig und kumulieren sich gehäuft bei Kindern und Jugendlichen aus Ein-Eltern-Haushalten, Familien mit drei und mehr Kindern, Alleinerziehenden, Menschen mit Migrationshintergrund, Erwerbslosen und Personen über 65 Jahren. Vielfach ist Arbeit der entscheidende (sicher nicht ausschließliche) Faktor, welcher Teilhabechancen definiert. Armut ist meist ein Ausdruck vielfältiger Problemlagen im Lebensverlauf, deren Ursprung und Handhabe differieren.

Das qualitative Projekt soll unvoreingenommen wie offen den Lebensalltag von Personen, die trotz Arbeit nicht oder kaum genug zum Leben haben, abbilden. Dabei sollen die Betroffenen selbst als Expertinnen und Experten für prekäre, herausfordernde Lebenslagen zu Wort kommen. Das Erkennen von Pfadabhängigkeiten, die „in-work-poverty“ bedingen, ist hierbei essenziell, um hemmende bzw. förderliche Strukturen, Kapazitäten und Faktoren zur Beendigung dieses Zustandes zu identifizieren. Schlussendlich wird die Bereitstellung von Anhaltspunkten zur Vermeidung und Beendigung von „in-work-poverty“ angestrebt. Darüber hinaus darf hier ein allgemeiner Blick auf die Auswirkungen der COVID-19-Maßnahmen auf das beschriebene Phänomen nicht zu kurz kommen.

Dementsprechend laden wir dazu ein, mit uns über persönliche Erfahrungen zu dem Thema zu sprechen. Wir sind auf die Unterstützung von Personen angewiesen, die sich in der beschriebenen Situation – trotzt Arbeit kein ausreichendes Einkommen – wiederfinden, weil sie sich aktuell damit konfrontiert sehen oder diese in der Vergangenheit überwunden haben.

Mit April 2021 startet das 12-monatige Projekt und es werden qualitative Interviews mit ehemals wie aktuell Betroffenen und auch beratenden Instanzen geführt.

Neben den Interviews gibt es die Möglichkeit, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. Alle weiteren Informationen finden Sie hier.

Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Landes Tirol.

Projektpartner: Land Tirol, Arbeiterkammer Tirol, Programm Inbus (Innovia)

Personen, die ihre Erfahrungen gerne teilen möchten, können sich mit Lukas Kerschbaumer, BA, MA und Sascha Gell, BA, MA in Verbindung setzen:

Projektleiter Lukas Kerschbaumer, BA, MA
Hochschullektor
Center for Social and Health Innovation
+43 512 2070 – 7421
lukas.kerschbaumer@mci.edu

Sascha Gell, BA, MA
Projektmitarbeiter
Center for Social & Health Innovation
+43 512 2070 – 7423
sascha.gell@mci.edu

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Forschungsprojekt Working Poor. Foto: ©pixabay

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