Schimmelpilze können effizient Mikroplastik binden

Date 13.05.2022

Biosorption als mögliche Strategie, Mikroplastik nachhaltig aus der Umwelt zu entfernen

Plastik ist aus unserer heutigen Konsumgesellschaft nicht mehr wegzudenken. Doch es birgt, trotz der vielen Vorteile, welche Kunststoffe unzweifelhaft mit sich bringen, erhebliche Risiken für unsere Biosphäre!

Plastikabfälle, die nicht adäquat entsorgt werden, gelangen in die Umwelt. Dort werden sie durch verschiedenste physikalische, chemische und/oder biologische Prozesse weiter fragmentiert, bis aus ihnen Mikro- oder Nanoplastikpartikel entstehen. Diese können, wenn beispielsweise über die Nahrung aufgenommen, in allen Organismen, auch beim Menschen, zu Schäden auf zellularer Ebene führen.

Es kommt erschwerend hinzu, dass gerade diese Partikel, im Größenbereich <5 mm, nur erschwert wieder der Umwelt entzogen werden können. Eine Strategie der Rückgewinnung stellt die sogenannte Biosorption dar, bei der gezielt Pflanzen oder Mikroorganismen zum Einsatz gebracht werden. Die Plastikpartikel werden dabei absorbiert und eingelagert, und können somit nachhaltig entfernt und anschließend in die Kreislaufwirtschaft rückgeführt werden.

Im Rahmen eines von der Tiroler Wissenschaftsförderung finanzierten Kooperationsprojekts wurde das Biosorptionspotential von bekannten Schimmelpilzen über die Zeit untersucht. Interessanterweise konnten alle drei untersuchten Pilzstämme Polyamidpartikel mit einer Effizienz von 59 bis 67 % an ihrer Oberfläche binden. Und das innerhalb von 24 bis 72 Stunden. Polyamid gehört zu den wichtigsten technischen Thermoplasten, und wird unter anderem in der Verpackung- und Textilindustrie, beispielsweise als Nylon, zum Einsatz gebracht.

In weiterführenden Experimenten soll nun abgeklärt werden, ob diese Schimmelpilze auch andere Kunststoffe wie PET oder PE effizient binden. Sollte dies gelingen, könnten Schimmelpilze als regenerative und umweltfreundliche Biofilter zur Anwendung gebracht werden, beispielsweise in der Wasserwirtschaft.

Dieses Projekt wurde in einer Forschungskooperation zwischen dem MCI-Department Bio- & Lebensmitteltechnologie und dem Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck durchgeführt. Das MCI ist Teil der europäischen Universität Ulysseus und repräsentiert den Innovation Hub „Lebensmittel, Biotechnologie und Kreislaufwirtschaft“.

Für mehr zum Projekt, wenden Sie sich bitte an:

Andreas Walter
Department Bio- und Lebensmitteltechnologie
+43 512 2070 – 3823
andreas.walter@mci.edu

Artikel teilen

Share LinkedInShare TwitterShare LinkedIn

Hyphen der Schimmelpilze konnten innerhalb von wenigen Stunden einen Großteil der Polyamidpartikel dauerhaft binden. © MCI.

Das könnte Sie auch interessieren
Biosynthese von Wasserstoff aus Biomasse mittels dunkler Fermentation
Biosynthese von Wasserstoff aus Biomasse mittels dunkler Fermentation
Innovatives Forschungsprojekt am MCI untersucht vielversprechende Energiequelle
Neue Doktorandin am Center for Social & Health Innovation
Neue Doktorandin am Center for Social & Health Innovation
MCI-Alumna Annabelle Fiedler wird sich als PhD-Kandidatin mit dem Thema von Versorgungssystemen und Innovation im Gesundheitsbereich beschäftigen 
Es geht die Sonne auf über dem interregionalen Himmel
Es geht die Sonne auf über dem interregionalen Himmel
SUNrise Projekt Kickoff: In österreichisch-italienischer Zusammenarbeit werden junge Unternehmer:innen mit hilfreicher Toolbox unterstützt