Warum beenden Studierende ihr Studium frühzeitig?

Date 28.11.2022

Die Auswirkung eines schwachen Selbstbewusstseins auf den Studienabschluss

Im August 2022 veröffentlichten Moritz Mosenhauer (Lehrender für Economics und Finance), Martin Dinter (Wissenschaftlicher Mitarbeiter) und Sandra Grässle (Projektassistentin) einen Beitrag über die Auswirkungen von Selbstbewusstsein auf einen erfolgreichen Studienabschluss.

Für die quantitative Untersuchung wurden Studienergebnisse von 8.648 Studierenden aus 16 Fachbereichen über elf Jahre hinweg analysiert. Dabei haben die Mitarbeitenden des MCI-Departmens Betriebswirtschaft Online festgestellt, dass einige Studierende ihr Studium irgendwann abgebrochen haben und gezwungen waren, die Hochschule zu verlassen. In diesem Fall könnte man davon ausgehen, dass sie intellektuell eingeschränkt sind, zum Beispiel in Bezug auf ihre intellektuellen Fähigkeiten. Die Forschenden haben aber auch festgestellt, dass viele Studierende das Studium abgebrochen haben, obwohl ihre Noten gut waren. Bei diesen Studierenden kann man davon ausgehen, dass sie innerlich eingeschränkt sind, beispielsweise in Bezug auf ihr Selbstwertgefühl. Aus rationaler Sicht ist dies schwer zu erklären, vor allem, wenn man bedenkt, welche zahlreichen Vorteile ein abgeschlossenes Studium mit sich bringen. Das Hauptinteresse wurde daher auf das Selbstwertgefühl gelegt, da man bereits in der Forschung weiß, dass dieses einen großen Einfluss auf die Entscheidungen von Personen hat. Dies gilt vor allem, wenn man das Vermeidungsverhalten betrachtet: Wenn Menschen Nachrichten erhalten, die sie als schlecht empfinden, wie zum Beispiel eine Note, die schlechter ist als erwartet, neigen sie dazu, sich nicht noch einmal in eine ähnliche Situation zu begeben. Dies kann dazu führen, dass man ein Studium nicht deshalb abbricht, weil man nicht gut genug für den Studiengang ist, sondern für sich selbst.

Das Projektteam hat diesen Effekt insbesondere im Hinblick auf den sozialen Vergleich (Senkt es das Selbstwertgefühl bis zum Studienabbruch, wenn das wahrgenommene Umfeld viel besser ist?) und das Geschlecht (Sind Frauen anfälliger für diesen Effekt?) untersucht. Die Ergebnisse wiesen genau in die von vom Team erwartete Richtung: Je besser der Notendurchschnitt im persönlichen Studiengang ist, also je mehr Leute potenziell besser sind als man selbst, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Studium freiwillig aufgegeben wird. Außerdem ist es für Frauen deutlich wahrscheinlicher, das Studium abzubrechen, aber nicht, weil sie durchfallen, sondern weil sie es freiwillig abbrechen. Diese Ergebnisse machen Interventionen auf individueller und institutioneller Ebene notwendig.

 

Mehr zu den Ergebnissen können Sie hier nachlesen: The Effect of Fragile Self-Esteem on Course Completion in Higher Education

 

<p><em>Das Forschungsteam: Moritz Mosenhauer, Sandra Grässle und  Martin Dinter. Foto: MCI/Reinstadler</em></p>

Das Forschungsteam: Moritz Mosenhauer, Sandra Grässle und  Martin Dinter. Foto: MCI/Reinstadler

<p><em>Das Forschungsteam: Moritz Mosenhauer, Sandra Grässle und  Martin Dinter. Foto: MCI/Reinstadler</em></p>
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